Verdichtet in Raum und Zeit hängen die neun filigranen Fahnendrucke im Schutz des Pfarrstalls beim Alten Pfarrhof in Balzers und vermitteln eine konzentrierte, stille Atmosphäre, irgendwie entrückt und fast schon nostalgisch. Ebenso gut könnte man aber auch sagen: Aufgelöst in Raum und Zeit schweben die nur flüchtig wahrnehmbaren Schattenrisse der Madonnen in der Weite und und windigen Durchlässigkeit des Pfarrstalls. Eine ephemere Erscheinung nur, eine meditative Anekdote am Rande der Wahrnehmung, eine fast sprichwörtlich feinstoffliche Manifestation der Bildwerdung, der Gestaltwerdung.
Die Arbeit "La Madonna dell'Isolamento" ist während der Zeit der Pandemie in der Isolation des Lockdowns 2020 entstanden. Als Grundlage dazu dienten Fotos von Schattenrissen einiger Madonnenskulpturen aus dem Mittelalter bis zum Barock, die bei einer Ausstellung im Agneska-Kloster in Prag 2015 aufgenommen wurden. Die flüchtige Erscheinung eines Schattenwurfes lässt nur noch andeutungsweise auf die Stofflichkeit des Schatten verursachenden Körpers schliessen. Letztlich ist, wie uns die Wissenschaft bestätigt, alle grobstoffliche Erscheinung und Form flüchtig, eine temporäre Verdichtung von Materie, die sich bei näherem Hinsehen in - Nichts - auflöst.
Der Titel der Arbeit, insbesondere das Wort Isolamento liefert weitere Hinweise zu einer vertieften Wahrnehmung der Installation. Im italienischen Wort Isolamento steckt nicht nur die Isolation, die Trennung von den andern, sondern auch das Wort Isola für Insel, wie auch das Wort Lamento für die Klage oder auch den Trauergesang. Die Madonna wiederum steht für eine kultische Verkörperung der Hoffnung.