SÜD/HANG/NORD
KLANGLABOR: Arno Oehri Gitarre, Perkussion, Stimme, Loops
Denise Kronabitter Gesang, Hang, Flöte, Perkussion, Loops
Marco Sele Schlagzeug, Hang, Piano, Bassklarinette
Darsteller/Sprecher: Klaus Henner Russius
Texte: Andres Wahha
sowie ein Zeitungsbericht der Presseagenturen sda/dpa/afp
Ist es ein Konzert oder eher eine szenische Lesung? Eine theaterartige Perfromance oder der Soundtrack zu einem imaginären Film? Das KLANGLABOR hält sich gerne an den Rändern der künstlerischen Disziplinen auf und so ist das Thema der Schlossmediale "Randerscheinung" wie gemacht für dieses Ensemble.
Die szenische Konzertperformance SÜD/HANG/NORD ist in sieben Teile gegliedert, die fliessend ineinander übergehen. In jedem dieser Teile geht es um einen assoziativen Aspekt zum Festivalthema. Es gibt dabei eine prägnante musikalische Ebene, eine nachdenkliche Textebene sowie auch eine performative visuelle Ebene. SÜD/HANG/NORD ist auf die spezifische Raumsituation im Schloss zugeschnitten und eigens für das Festival entwickelt worden.
Am Anfang begegnen wir einem alten Jazzstandard, der von den einfachen Dingen des Lebens erzählt. Das Hang spielt - dazu eine seltsam verfremdete Flöte, ein paar Takte auf den Becken sowie die sprechgesangliche Rezitation des Liedtextes.
Zu den Textlinien aus dem Jazzstandard gesellt sich eine kurze Reportage aus einem aktuellen Zeitungsartikel um eine Randerscheinung des Krieges, die systematische Zerstörung von Kulturgütern. Dieser Reportage gegenübergestellt folgt später im Stück die Rezitation eines Textes aus einer poetischen Tagebuchaufzeichnung. Es geht um einen Reisenden, um das Fremd-sein und in der Fremde sein. Es geht um Begegnungen und um ein Nachdenken über die Wahrnehmungen und Erlebnisse, die eine persönliche Geschichte prägen. Und um das kurze Erscheinen eines Meteoriten.
In das musikalische Geschehen fliessen immer wieder eigenwillig verfremdete Soundfiles ein, Aufnahmen, die am Rande einer Orchesterprobe entstanden sind und die sich mit den live im Schloss erzeugten Klanglandschaften vermischen. Man hört den Flügel von der oberen Halle, aus dem Fenster des seitlichen Raumes erklingt traumverloren eine Stimme - das KLANGLABOR umrahmt das Publikum und erzeugt einen dichten, atmosphärischen Soundtrack, der sich raffiniert mit den Textfragmenten verwebt.
Zusammen mit dem Schauspieler Klaus Henner Russius begibt sich das KLANGLABOR an den nördlichen Rand des Südhangs, wobei das Wort Hang eine vielfache Bedeutung einnimmt: Da ist der Hang zu den Rändern der künstlerischen Disziplinen, wo das Eine ins Andere hinüberfliesst. Da ist das Hang, ein einfaches Instrument aus Stahlblech, das in dieser Performance eine wichtige Rolle spielt. Da ist symbolisch der topografische Hang, der uns in eine Schräglage bringt und ungewohnte Sichtweisen ermöglicht. SÜD/HANG/NORD ist ein klingendes Nachdenken über das Dasein und lebt von freien Assoziationen und intuitiven Verknüpfungen. Es ist eine musikalisch-performative Liebeserklärung an das Niemandsland, Heimat der Randerscheinung.